Michael Sturminger
Lohengrin

Lohengrin

Lohengrin / 2018

Azione invisibile per solista, strumenti e voci
Text von Salvatore Sciarrino nach Jules Laforgue

 

Dieser »Lohengrin« hat nichts mit Richard Wagner zu tun: Der italienische Komponist Salvatore Sciarrino schrieb Anfang der 1980er Jahre eine Kammeroper mit demselben Titel, die sich jedoch auf eine Vorlage des symbolistischen Dichters Jules Laforgue aus dem Jahr 1887 bezieht. Im Vordergrund steht denn auch Elsa, die, von Lohengrin verlassen, über die Vergangenheit sinniert – sei sie real oder auch nur Produkt ihrer Vorstellungskraft. Sehnsucht und Hoffnung sind die treibenden Kräfte für Elsas Erinnerung und Gegenwart; die Handlung findet nur in ihrem Kopf statt. Michael Sturminger, einer der renommiertesten österreichischen Regisseure und Autoren, inszeniert dieses reduzierte wie intensive Werk mit der Sopranistin Sarah Maria Sun in der Hauptrolle.

In der Sprache des Kinos ließe sich Salvatore Sciarrinos »Lohengrin« vielleicht als Sequel bezeichnen. Und wie im Kino ist es für das Verständnis von Vorteil, wenn man Teil 1 kennt. Der stammt in diesem Fall von Richard Wagner, der sich seinerseits bei der mittelalterlichen Gralssage bediente.

In Wagners »Lohengrin« geht es um die zu Unrecht des Brudermords beschuldigte Elsa von Brabant. Ihre Ehre wird von einem mysteriösen Ritter gerettet, der auf einem Boot erscheint, das von einem Schwan gezogen wird. Die beiden heiraten – unter der Bedingung, dass sie ihn nie nach seinem Namen und seiner Herkunft fragen darf. Als sie es doch tut, gibt er sich als Ritter
vom Heiligen Gral zu erkennen und verlässt Elsa wieder, die daraufhin »entseelt zu Boden sinkt«.

Das Gedicht des symbolistischen Dichters Jules Laforgue, das Salvatore Sciarrino als Vorlage für seinen »Lohengrin« nutzt, geht nun davon aus, dass Elsa nicht tot ist, sondern den Verstand verloren hat – und in der Rückschau über ihr (reales oder imaginiertes) Leben und die Begegnung mit dem Ritter sinniert. Dazu schuf Sciarrino eine Musik, die mit Wagner nichts mehr gemein hat, aber ein umso intensiveres psychologisches Porträt der gebrochenen Protagonistin zeichnet.

Sopran
Sarah Maria Sun

Tenor
Shan Huang

Bariton
Rupert Grössinger

Bass
Alexander Voronov

Statist
Jacob Wiesmüller

 

œnm . österreichisches ensemble für neue musik

Orchesterleitung
Harald Schamberger

Musikalische Leitung
Peter Tilling

Inszenierung
Michael Sturminger

Bühne, Kostüme
Renate Martin
Andreas Donhauser

Regie-Assistenz
Ruth Asralda Haas

Ãœbertitel
Ursula Schmiedpeter

Technische Umsetzung / Bühnenmeister
Uwe Barkhahn

Bühne
Tanja Kogelnik
Frank Schmidt

Matthias Landt
Michael Schmeichel

Maske
Jutta Christiansen

Kostüme
Nadja Zeller

Requisite
Laura Gericke
Sean Weingarten